Um die Schwierigkeit des Projektes Stuttgart 21 im Vorhinein besser verstehen zu können, betrachteten wir zunächst die geologischen Eigenschaften der Region.
Hierbei fiel auf, dass sich die Durchbohrung der Gesteinsschichten für Tunnel aufgrund ihrer Schieflage schwierig gestaltet. Dieser Umstand ist dem Fakt verschuldet, dass die Platten des Oberrheingrabens auseinander driften und sich somit die Platten schieflegen. Diese geologische Ungleichheit des Bodens erzeugt Schwierigkeiten bei der Tunnelbohrung vor allem bei Anhydritschichten, die bei Wasserkontakt aufquellen. Um uns diese und weitere Schwierigkeiten des Stuttgart 21 Projekts zu veranschaulichen, haben wir eine Führung der Baustelle mit Guide bekommen.
Unser Gruppenführer leitete uns zunächst Schritt für Schritt durch die zeitlichen Abläufe und relevanten Daten des Projekts. 1990 wurde zum ersten Mal von dem Architekten Hans-Christian Dürr, der den Architektenwettbewerb von Stuttgart 21 gewonnen hatte, ein entsprechender Entwurf eingereicht. Die etwa 90 Hektar große Fläche, die aktuell noch mit Bahnhof und Bahngleisen belegt ist, soll in ein neues Stadtviertel umgewandelt werden, das Platz für rund 15.000 Einwohner sowie zahlreiche Arbeitsplätze bieten soll. Der neue Bahnhof wird komplett unterirdisch verlaufen und als moderner Durchgangsbahnhof konzipiert, wodurch der Schienenverkehr effizienter gestaltet werden kann.
Ein technisches Detail, das uns besonders erklärt wurde, ist die Neigung des neuen Tiefbahnhofs: Er wird ein Gefälle von 1,2% haben. Das ist technisch herausfordernd, da dadurch besondere Anforderungen an Entwässerung und Sicherheit bestehen. Ebenso erfuhren wir, dass sich der Architekt für weißen Beton entschieden hat, um dem Bauwerk eine besonders helle, moderne Ausstrahlung zu verleihen. Allerdings ist dieser spezielle Beton in der Verarbeitung sehr anspruchsvoll - er muss besonders gleichmäßig gegossen werden, um eine einheitliche Optik zu erreichen, was auf so einer großen Baustelle eine große Herausforderung darstellt.
Das Projekt Stuttgart 21 ist Teil des übergeordneten Bahnprojekts „Stuttgart-Ulm“, das die Reisezeiten verkürzen und den Fernverkehr leistungsfähiger machen soll. Neben dem Bahnhof entstehen zahlreiche Tunnel- und Brückenbauten, was die Baustelle besonders komplex macht. Kritiker bemängeln jedoch die hohen Kosten und die langen Bauzeiten, die sich seit Projektbeginn stark erhöht haben. Dennoch gilt das Projekt als eines der größten Infrastrukturvorhaben Europas.
Am zweiten Tag unserer Exkursion besuchten wir das Porsche-Werk in Stuttgart-Zuffenhausen. Im Rahmen einer Werksführung erhielten wir spannende Einblicke in zwei Produktionslinien: die des Porsche 911 und die des vollelektrischen Porsche Taycan.
Die Fertigung findet in einer sogenannten Brownfield-Anlage statt, also in einem bestehenden städtischen Gebiet mit begrenztem Raum. Aus diesem Grund wird der Platz in die Höhe statt in die Breite genutzt – ein logistisch komplexes, aber effizientes Konzept.
Im 911er-Werk wird traditionell auf einer Fließbandlinie gearbeitet. In etwa 124 Takten wird jedes Fahrzeug individuell gefertigt – jedes Modell ist ein Unikat. Die Produktion erfolgt nach dem Prinzip der Just-in-Time (JIT)-Lieferung: Teile werden genau dann angeliefert, wenn sie benötigt werden, um Lagerkosten zu sparen. Alle drei Minuten verlässt ein fertiger Porsche 911 die Linie. Ein Fehler im Produktionsprozess kann allerdings zum Stopp der gesamten Linie führen.
Im Gegensatz dazu ist die Taycan-Produktion nach dem Prinzip der Industrie 4.0 aufgebaut. Hier kommen autonome Transportsysteme, Automatisierung, sowie vernetzte Maschinen zum Einsatz. Statt eines festen Fließbands arbeiten die Stationen modular. Fahrzeuge mit Mängeln können aus dem Prozess ausgeschleust und später wieder eingegliedert werden, was die Flexibilität und Effizienz erhöht. Die Produktion nutzt außerdem Big Data und maschinelles Lernen, um Prozesse zu analysieren und kontinuierlich zu optimieren.
Insgesamt zeigte die Führung anschaulich, wie Porsche traditionelle Fertigung mit modernen, digitalen Produktionsmethoden verbindet. Während die 911er-Linie für klassische, aber hochpräzise Serienfertigung steht, setzt die Taycan-Linie Maßstäbe in Sachen Digitalisierung und Flexibilität.
Der Rückweg unserer Exkursion führte uns durch Tübingen, wo wir auf einer Stocherkahnfahrt die Stadt vom Wasser aus betrachten und somit das Erlebnis abrunden konnten. Von Architektur und Geographie über Technik bis zu Kultur war alles dabei.
Ein Bericht der Schüler:innen des Leistungsfaches NwT (Abi 2026, Herr Otterbach)